Geschichte

 

Vermutlich kamen vor etwa 350.000 Jahren die ersten Menschen in die Kyffhäuserregion. Funde aus dieser Zeit sind im Kyffhäusergebirge selbst zwar nicht belegt, aber das Jagdrevier der Urmenschen von Bilzingsleben (Fundstelle bei Bilzingsleben; Homo erectus bilzingslebenensis) reichte vermutlich bis an den Kyffhäusersüdrand.
Erste Funde in der Region stammen aus der späten Altsteinzeit. Aus dieser Zeit wurde ein Lager (Wildpferdfangstation) westlich von Bad Frankenhausen unterhalb der Opferhöhlen belegt. Offensichtlich nutzten die Jäger die vorspringenden Berge als Beobachtungspunkte für die Großwildjagd.
In der Mittelsteinzeit (8000 - 4500 v. Chr.) wurden Jäger in der Region z. B. bei Kelbra sesshaft.
Im Neolithikum (Jungsteinzeit; 4000 - 1800 v. Chr.) begann man mit dem Anbau von Getreide und der Züchtung von Haustieren. Ebenso wurden größere Häuser aus Holz mit Lehmbewurf errichtet und Keramik hergestellt.
Dieser Zeit wird u.a. eine 2017 mittels LiDAR entdeckte etwa 13 ha große gut erhaltene Wallanlage nördlich von Udersleben zugeordnet. Die Anlage in Form eines gestauchten Ovals erstreckt sich über etwa 500 x 300 m in Südwest-Nordost-Ausrichtung. Heute noch sichtbar ist die mehrfach durch Erdbrücken unterbrochene Umgrenzung in Form eines doppelten Wall-Graben-Systems, mit stellenweise bis zu 2 m Höhendifferenz zwischen Wall und Wallgräben (/42/) .
Funde ausgedehnter Siedlungen der Linienbandkeramik, der Rössener Gruppe und der Stichbandkeramik befanden sich zumeist in den Talauen.
Im mittleren Neolithikum wurden in der Region Anhöhen als Siedlungsplätze gewählt. Aus dieser Zeit ist z. B. die Fundstelle einer Siedlung der Bernburger Gruppe der Trichterbecherkultur auf dem Gelände der Ochsenburg zu nennen.
Aus dem jüngeren Neolithikum stammen Funde der Glockenbecherkultur, deren Vertreter aus Südwest- und Mitteleuropa zugewandert sind, und der Schnurkeramik, deren Vertreter offensichtlich in der Region ureingesessen waren.
In der Bronzezeit (1800 - 700 v. Chr.) entstand im Gebiet zwischen Magdeburg, Böhmen und dem Thüringer Wald die Aunjetitzer Kultur. Bronzehortfunde aus dieser Zeit z. B. bei Tilleda weisen auf den Abbau und die Verarbeitung des Kupfers in der Region. Nach dem Zerfall der Aunjetitzer Kultur bildete sich hier die Unstrutgruppe heraus, deren Siedlungen besonders auf steil abfallenden Bergen gelegen und durch Ringwälle aus Erde und Holz gesichert waren. Aus dieser Zeit stammen u. a. auch Funde aus den Höhlen bei Bad Frankenhausen.
Während der frühen Eisenzeit und der frühen La-Tène-Zeit (450 v. Chr. bis Beginn unserer Zeit) fand die Unstrutgruppe unter südlichen Einflüssen ihre Fortsetzung als sog. Thüringische Kultur. Aus dieser Zeit stammen z. B. Funde auf dem Gelände der Oberburg der Reichsburg Kyffhausen.
Etwa zwischen 300 bis zum Beginn der Zeitrechnung wanderten Germanen in die Gegend ein. Die hier ansässige, bereits mit keltischen Einflüssen versehene Bevölkerung wurde von den Germanen an deren Kultur angepasst, konnte ihrerseits aber auch ihre südlichen Einflüsse an die neuen Siedler weitergeben. Siedlungen aus dieser Zeit befanden sich in der Nähe von Quellen, Bächen oder Flüssen.
Während der römischen Kaiserzeit (1. - 4. Jh.) gehörte die Region zum Stammgebiet der Hermunduren, die hier seit Ende des 1. Jh. unter rhein-wesergermanischem Einfluss standen. Fundstellen dieser Epoche befinden sich in der Region in den Talauen z. B. bei Tilleda und Steinthaleben.
Um 400 entstand das Königreich der Thüringer, dem auch die Kyffhäuserregion angehörte. Nach der Eroberung durch die Franken (531) versuchten die Merowingerkönige im 7. Jh., Thüringen durch die Anlage von Burgen und Straßenstationen ihrem Staat einzuverleiben. Franken wurden mit ihren Familien als Siedler zwischen den Thüringern angesetzt, um die thüringischen Selbstständigkeitsbestrebungen zu unterdrücken. Zugleich übernahm der fränkische Staat den Schutz der Thüringer vor fremden Angriffen. Aus dieser Zeit (8. / 9. Jh.) stammt z. B. eine befestigte Station auf dem Gelände der Königspfalz Tilleda.
Im 10. Jh. bildete die Gegend um den Harz und damit auch die Kyffhäuserregion das Kernland des deutschen Reiches. Dieses Gebiet gehörte zu den wirtschaftlich und kulturell entwickelten Gebieten im Reich. Die Gegend dürfte verhältnismäßig dicht besiedelt gewesen sein und die zahlreichen Wüstungen (z. B. bei Tilleda, Rottleben, Kelbra, Rathsfeld) lassen darauf schließen, dass die Zahl der Dörfer beträchtlich höher als heute war.
Im 11. Jh. errichteten die deutschen Könige nach kriegerischen Auseinandersetzungen mit den sächsischen Fürsten Hochburgen zum Schutz ihres Besitzes und als Beweis ihrer Macht. Aus dieser Zeit stammen die Anlage der Falkenburg und die erste - nach langer Belagerung 1118 zerstörte - Burg Kyffhausen, die im 12. Jh. in ihrer heute bekannten Größe wieder errichtet wurde. Bereits im 12. Jh. verlagerte sich unter den Staufern der Schwerpunkt des Reiches weiter nach Süddeutschland, wodurch die Pfalz Tilleda, als auch die Reichsburg Kyffhausen an Bedeutung verloren.
 

Kaiser Friedrich I., Barbarossa (10-DM-Silber-Gedenkmünze  (1990))
Kaiser Friedrich I., Barbarossa
(anlässlich seines 800. Todestages auf einer
10-DM-Silber-Gedenkmünze (1990))
Reste eines jungsteinzeitliches Erdwerks bei Udersleben
Reste eines jungsteinzeitliches Erdwerks
in Form eines doppelten Wall-Graben-Systems
(500 x 300 m; Fläche 13 ha) bei Udersleben


Nach dem Tode Friedrichs II. und dem Zusammenbruch des Stauferreiches (1250) waren Thüringen und die Kyffhäuserregion oft Schauplatz der politischen und kriegerischen Auseinandersetzungen des Thronstreites gewesen, der oft auf dem Rücken der Bevölkerung ausgetragen wurde. So waren bis zur Mitte des 14. Jh. die Grafen von Beichlingen-Rothenburg die führende Feudalgewalt in der Region. Nach deren Niedergang übernahmen die Grafen von Schwarzburg die Nachfolge. In dieser Zeit erwuchs die Sehnsucht nach einer starken Reichsgewalt und der Wiederkehr des letzten staufischen Kaisers Friedrich II.. Die Reichsburg Kyffhausen als größte derartige Anlage der Reichsgewalt in Thüringen veranschaulichte am besten die Stärke des einstigen Reiches und ist somit Grundlage für die Lokalisierung der Kaisersage für den Kyffhäuser. Im 14. Jh. ging die Kaisersage die Verbindung mit einer Ketzerbewegung ein, die ihr Hauptverbreitungsgebiet in Nordthüringen und im Südharz hatte. In diesem Umfeld fielen die Forderungen der Bauern von 1524 / 25 in der Region auf einen vorbereiteten Boden und führten schließlich zur Auseinandersetzung im Großen Deutschen Bauernkrieg, dessen Entscheidung nach der Schlacht bei Frankenhausen mit der völligen Niederlage der Bauern in Thüringen endete.

Einen weiteren schweren Rückschlag erlitt das Kyffhäusergebiet im Dreißigjährigen Krieg, der die Gegend - wie auch ganz Thüringen - besonders ab 1626 stark in Mitleidenschaft gezogen hatte. Besonders kritisch waren in der Region die verheerenden Pestjahre von 1626 und später wieder 1681 und 1683. Der enorme Rückgang der Bevölkerung und die Schwierigkeiten in der Wiederbesetzung der wüst gewordenen Bauernstellen führte zu Zugeständnissen der Grund- und Gutsherren an die Bauern und damit zu einem - in Bezug auf andere Gegenden - relativ guten Verhältnis zwischen beiden Parteien.

Die wirtschaftliche Struktur der Gegend veränderte sich bis ins 19. Jh. nur wenig. Der zwischenzeitliche Abbau von Kohle, Kupfer oder Kalisalz war kaum lohnenswert und brachte in der Region keinen bedeutenden Aufschwung. Eine gewisse wirtschaftliche Belebung setzte mit der Einführung der Perlmuttknopfindustrie in Frankenhausen und Kelbra ein. In der zweiten Hälfte des 19. Jh. setzte ein Bevölkerungsrückgang durch Abwanderung nach Übersee und in die Industriestädte ein. Außer der Landwirtschaft ist seit der Entdeckung der Barbarossahöhle und dem Bau des Kaiser-Wilhelm-Denkmals auf dem Gelände der ehemaligen Reichsburg Kyffhausen der Tourismus einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren in der Region.

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