Barbarossahöhle historisch

 

Im August 1860 hatte der Unternehmer von Born aus Dortmund begonnen, unterhalb der Ruine der Falkenburg und direkt an der alten Straße von Steinthaleben nach Bad Frankenhausen einen Stollen vortreiben zu lassen. Die Grube sollte das Kupferschieferflöz aufschließen, das im Kyffhäuser schon mehrfach abgebaut worden war. Die Arbeiten standen unter der Leitung von Grubeninspektor Klett aus Frankenhausen und Schichtmeister Leonhardt aus Udersleben. Gemeinsam mit dem Steiger Rödiger aus Könitz bei Saalfeld waren drei Bergleute aus Steinthaleben unter Tage beschäftigt, die vorher auf dem Braunkohlenschacht bei Bendeleben gearbeitet hatten: Christian Nachtweide, August Schumann und der wenige Jahre später, am 19. August 1869 in der Höhle tödlich verunglückte Heinrich Vollrodt. Diese genannten Bergleute sind als die eigentlichen Endecker der Barbarossahöhle anzusehen.
In einem Schreiben an das Bergamt berichten die erwähnten Herren, dass am 20. Dezember 1865”‘ein großer hohler Raum - eine Schlotte - angefahren” worden sei.

Die Entdeckung der Höhle unterbrach vorerst die weitere Suche nach Kupferschiefer. Bereits am 07. Januar 1866 unternahm der Arbeiterverein Frankenhausen einen Höhlenbesuch. Am 31.01.1866 erließ das Fürstlich Schwarzburgische Bergamt zu Könitz eine Verordnung, die das Betreten und den regulären Betrieb als Schauhöhle regelte. Der Eintritt wurde auf fünf Silbergroschen festgesetzt.

1869 wurde ausgehend vom nördlichsten Höhlenraum (“Wolkenhimmel”) die weitere Suche nach Kupferschiefer fortgesetzt. Diese Strecke wird als Betriebsstollen oder Mutungsstollen (75 m Stollenlänge) bezeichnet, der das Flöz nach 30 m Vortrieb erreichte. Der Kupferschieferbergbau wurde in der Höhle jedoch bereits 1873 praktisch eingestellt. Ab diesem Zeitpunkt wurde die Höhle ausschließlich als Schauhöhle genutzt.

Im Zusammenhang mit der verkehrstechnischen Erschließung der Region und dem Bau des Kaiser-Wilhelm-Denkmals auf dem Kyffhäuser wurde durch die Grundeigentümer und die Bergwerkseigentümer ein langwieriger Rechtsstreit um die Nutzungsrechte der Höhle geführt, der 1891 in Jena in dritter Instanz durch Reichsgerichtsurteil entschieden wurde. Die Rechte des Schauhöhlenbetreibers wurden dem Grundeigentümer, Freiherrn Otto von Rüxleben aus Rottleben zugesprochen. Der Falkenburger Stollen verblieb jedoch im Eigentum des Bergwerkes. Dadurch war es notwendig, dass sich der Höhleneigentümer einen eigenen Zugang verschaffen musste. Aus diesem Grunde wurde der 160 m lange Eingangsstollen von November 1898 bis April 1899 vorgetrieben. Der Falkenburger Stollen wurde höhlenseitig durch eine Mauer verschlossen.

1895 erhielt die Höhle ihre erste elektrische Beleuchtung, die durch die Firma Siemens & Halske installiert wurde. Die Führungen erfolgten als Rundkurs wie im nachfolgenden Höhlenplan von 1913 dargestellt:
 

Führungsweg in der Barbarossahöhle um 1913
(aus: Engelhardt, Ewald: Die Barbarossahöhle im Kyffhäusergebirge.
Ein Führer (Verlag C. Werneburg; Frankenhausen), 1913)


Auf der Grundlage einer Vermessung durch Dr. Alfred Berg im Jahr 1913 wurden 1926 die südlichen Höhlenteile bis zum “Dom” erschlossen und der 32 m lange Ausgangsstollen angelegt. Nach diesen Erweiterungen war die Höhle in allen bis dahin bekannten Teilen für den Tourismus erschlossen.

Um 1935 wurden durch Mitglieder der Gesellschaft für Höhlenforschung im Harzgebiet unter Dr.-Ing. Friedrich Stolberg die nördlichsten und sehr engen Höhlenteile “Schwalbennest” und “Karfreitagshalle” entdeckt, die nicht für den Besucherverkehr erschlossen wurden.

Zum Ende des 2. Weltkrieges war die Barbarossahöhle für die Einlagerung kriegswichtiger Produkte (Reifen der Fa. Conti) vorgesehen, wozu es aber nie kam. Der Falkenburger Stollen soll Berichten englischer Geheimdienste zufolge einen Störsender beherbergt haben. Dieser Stollen wurde nach Kriegsende von den russischen Besatzungstruppen als kriegswichtiges Objekt auf einer Länge von 30 bis 40 m gesprengt. Im Zuge der Bodenreform wurde Freiherr Otto von Rüxleben enteignet. Die Höhle ging in Rechtsträgerschaft der Gemeinde Rottleben, die den Betrieb der Höhle bis etwa 1970 führte. Anschließend übernahm ein kommunaler Zweckverband den Höhlenbetrieb.
Ab 1954 wurde das “Felsenmeer” mit der “Kristalldecke” an den Führungsweg angeschlossen.
 

Führungsweg zwischen 1954 bis 1999
Führungsweg in der Barbarossahöhle von 1954 bis zum Beginn der Renaturierungsmaßnahmen 1999
(Quelle: Faltblatt: Die Barbarossahöhle im Kyffhäusergebirge; Hrsg. Einrichtung Erholungswesen Bad Frankenhausen; um 1976).


Von 1989 an wechselten die Betreiber bzw. Pächter der Höhle mehrfach, bis die Gemeinde Rottleben den Betrieb ab 1998 wieder selbst übernahm. Nachdem die Höhle ab etwa 1970 erheblichen Schaden an ihrem natürlichen Zustand genommen hatte, wurde ab 1999 im Interesse der Renaturierung der Höhle mit dem Rückbau des Wegenetzes begonnen und das “Felsenmeer” als nicht mehr für Besucher betretbar erklärt. Im Zeitraum bis 2004 wurde die Wegeführung im gesamten Schauhöhlenbereich im Interesse des Naturschutzes leicht verändert, damit die seltene Eigenart und besondere Schönheit der Höhle erhalten bleibt.

Mit freundlicher Unterstützung Michael K. Brust
 

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