Flora & Fauna

 

Im Kyffhäusergebirge hat sich besonders durch die Geologie, das milde und trockene Klima (Jahresniederschläge in Bad Frankenhausen um 500 mm, mittlere Jahrestemperatur 8° C), durch die vielfältigen Oberflächenformen und die menschliche Nutzung eine artenreiche und europaweit bedeutsame Pflanzen- und Tierwelt etabliert. Wichtig ist dabei nicht nur die Vielzahl der hier beheimateten, oft seltenen oder gefährdeten Arten, sondern vor allem ihre einmalige Zusammensetzung.
 

Flora

Ursprünglich war das Kyffhäusergebirge wahrscheinlich bis auf die steilen Hänge (z. B. Pfanne) oder die flachgründigen Stellen (z. B. Ochsenburg) von Wald bedeckt. Im Mittelalter wurde der Wald durch den enormen Holzverbrauch der Frankenhäuser Saline und den Kupferschieferbergbau (im Bereich des Rathsfeldes) abgeholzt. Zeitweise erreichten Bäume im Kyffhäusergebirge ein maximales Alter von nur 12 Jahren, bis sie als Heizmaterial verwendet wurden.
Heute ist ein Großteil des Kyffhäusers wieder bewaldet. Im Nord- und Zentralteil ist dabei die Rotbuche vorherrschend. An den Süd- und Südwesthängen tritt die Buche durch die Luft- und Bodentrockenheit dieser Standorte zurück und wird durch Stiel- und Traubeneiche, Hainbuche, Winterlinde, Hängebirke u. a. ersetzt. Weiterhin treten an den großflächig unbewaldeten Süd- und Südwesthängen extrem trockenwarme Magerrasen (Oberflächentemperaturen im Sommer bis 70° C; Niederschläge laufen großteils unterirdisch ab) auf, die von Wärme liebenden Gebüschen wie Schlehe, Hundsrose und Weißdorn durchsetzt sind. Ebenso finden hier zahlreiche seltene Pflanzen süd- und südosteuropäischer Herkunft günstige Lebensbedingungen und haben im Kyffhäusergebirge ihre nördliche, bzw. nordwestliche Verbreitungsgrenze. Aus dem ost- und südosteuropäischen Raum treffen wir z. B. auf Frühlings-Adonisröschen,  Ebensträußiges Gipskraut, Violette Schwarzwurzel, Stengelloser und Dänischer Tragant und Federgras. Aus dem Mittelmeerraum stammen u. a. Edel- und Berggamander, Heideröschen und Blaugras. Außerdem treffen wir an den Kyffhäusersüdhängen auf verschiedene seltene Sommerwurzarten oder auf Diptam (“Brennender Busch”). Wiesen- und Gemeine Kuhschelle treten auf gleichem Standort auf.  In der Region sind 16 verschiedene Orchideenarten beheimatet (Knabenkräuter, Fliegenragwurz, Frauenschuh). In den benachbarten Binnensalzgebieten hat sich örtlich - bedingt durch die Salzquellen und damit der Anreicherung der Böden mit Kochsalz - eine gut ausgeprägte Vegetation von Salzpflanzen angesiedelt (z.B. Queller, Strandwegerich, Strandaster).
Insgesamt sind im Kyffhäusergebirge über 100 Pflanzenarten heimisch, die in der Thüringer Roten Liste der gefährdeten Farn- und Blütenpflanzen aufgeführt sind und 6 Arten  Blütenpflanzen, die in Thüringen sonst als verschollen gelten. 47 der hier heimischen Blütenpflanzenarten haben im Kyffhäusergebirge ihre nördlichste und westlichste Verbreitungsgrenze.
 

Sommerwurz
Sommerwurz
Kuhschelle
Kuhschelle
Purpur-Knabenkraut
Purpur-Knabenkraut

 

Fauna

Im Kyffhäusergebirge heimische Säuger sind z. B. Rothirsch, Damhirsch, Reh, Wildschwein und Mufflon. Die vom Aussterben bedrohte Wildkatze hat hier einen stabilen Bestand. Waschbär und Marderhund sind durch Neubesiedlung in der Region anzutreffen. 15 Fledermausarten wurden hier nachgewiesen, wobei das Kyffhäusergebirge das nördlichste Verbreitungsgebiet der Kleinen Hufeisennase und der nur daumengroßen Nymphenfledermaus (2006 im Karstgebiet nachgewiesen) ist. Ab November 2009 wurden im Kyffhäusergebirge Jagdspuren (Risse) von Luchsen bestätigt. Im Mai 2011 wurde ein Luchs im Revier Steinthaleben gesichtet.
Weiterhin wurden in der Region 244 Vogelarten nachgewiesen, von denen über 100 Arten hier brüten. Am Kelbraer Stausee konzentriert sich dabei eine Vogelwelt mit hohem Artenreichtum und großen Individuenzahlen.
Die Kriechtiere sind am Kyffhäuser z. B. durch die Glattnatter, Blindschleiche, Schlingnatter, Zauneidechse und Kreuzotter vertreten, wobei z. B. die Glattnatter häufig im sonnigen lockeren Strauchbereich und die Kreuzotter in feucht kühlen Bereichen (z. B. im Hohlweg der Salzstraße) anzutreffen sind.
 

Blindschleiche
Blindschleiche
Kreuzotter
Kreuzotter


Im Kyffhäuser charakteristische Schneckenarten sind Vertreter der Heideschnecken und Schließmundschnecken. An feuchteren Standorten ist so die Runde Nabelschnecke und die Zweizähnige Schließmundschnecke anzutreffen, während die Weiße Turmschnecke aus dem mediterranen Verbreitungsraum an den Südkarsthängen zu finden ist.

Die Insektenwelt selbst ist arten- und individuenreich. Einige hier nachgewiesene Kleinschmetterlinge treten in Mitteleuropa nur am Kyffhäusersüdhang auf. Zahlreiche der im Kyffhäusergebirge vorkommenden Großschmetterlinge haben hier ihre nördliche Verbreitungsgrenze (Aschgrauer Steinspanner, Graublauer Bläuling, Esparsettenbläuling, Roter Würfelfalter u. a.).
Der steppenbewohnende Zwerg-Grashüpfer hat an den Kyffhäusersüdhängen sein einziges Verbreitungsgebiet in Deutschland. Als Vertreter der Spinnentiere wird besonders auf die gefährdete und im Mittelmeerraum beheimatete Röhrenspinne (Eresus nigra) verwiesen, die alle extremen Wärmestandorte am Südkyffhäuser besiedelt. Weiterhin treten an den Südhängen u. a. seltene Fächerkäfer, Pillenwälzer, Rüsselkäfer, Spanische Fliege und  Bergzikade auf.

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