Kleine Wipper

 

Die Kleine Wipper (auch als “Frankenhäuser Wipper”, um 1600 als “Mönchsgraben” bezeichnet) ist ein im Mittelalter angelegter künstlicher Wasserlauf, der bei Göllingen am Wipperwehr (der “Schere”) von der eigentlichen Wipper abgezweigt wird. Zwischen Göllingen und Bendeleben durchfließt sie in einen 540 m langen Tunnel (“Mönchstunnel”) den Sandsteinrücken des Hanfenberges und unterquert in Bendeleben den Bendelebener Bach. In ihrem weiteren Verlauf überbrückt sie im Bereich Parkplatz Barbarossahöhle den Thaleber Bach und nimmt den Zufluss aus dem Pfannenspring auf. Anschließend verläuft sie mit geringem Gefälle am Südfuß des Kyffhäusers entlang. Etwa ab Bereich Bad Frankenhausen Rosengasse wird die Kleine Wipper die letzten ca. 300 m  unterirdisch durch die Stadt geleitet und erreicht anschließend den Quellgrund (11,5 km). Hier vermischt sich ihr Wasser mit dem Quellwasser der Solequellen und heißt von nun an Solgraben.
Der Solgraben wird unterirdisch aus dem Quellgrund in südliche Richtung abgeleitet (ursprünglich war er als offener Stadtgraben durch die Saline angelegt, die sich vorrangig südlich vom Quellgrund befand) und gelangt im Bereich August-Bebel-Platz wieder ans Tageslicht. Im weiteren Verlauf durchfließt der Solgraben das Esperstedter Ried und wird über Ringleben zur Unstrut nach Artern geführt.
Die Kleine Wipper wurde 1404 erstmals urkundlich erwähnt, als der Ritter von Falkenburg befürchtete, dass man “wo die Wipphern durch den berg bracht ist” eine Mühle errichten würde /3; (S. 150)/. Wann dieser künstliche Wasserlauf angelegt wurde und wer seine Erbauer waren, ist jedoch nicht belegt. Aus der stadtgeschichtlichen Entwicklung von Frankenhausen kann man ableiten, dass die Kleine Wipper zwischen Göllingen und Quellgrund aber vermutlich bereits in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts fertig gestellt war. Die immer wieder aufgestellte Behauptung, wonach Benediktinermönche des Klosters Göllingen maßgeblich am Bau beteiligt waren, lässt sich nicht beweisen.

Die Kleine Wipper gilt als Meisterwerk der mittelalterlichen Wasserbaukunst und ist als künstlicher Wasserlauf eines der wichtigsten Kulturdenkmäler Nordthüringens.
Besonders muss dabei der Stollen durch den Hanfenberg hervorgehoben werden, der bei einer Höhe von ca. 150 cm und einer Breite von 60 - 100 cm über 540 m im mittleren Buntsandstein vorgetrieben wurde. Der Stollen hatte ursprünglich einen Holzausbau, der etwa Ende des 18. Jahrhunderts durch Werkstein (Gewölbe, Seitenwände und Boden) ersetzt wurde .
Im Stollen sind zwei deutliche Richtungsänderungen feststellbar: bei 63,5 m ab Tunneleingang Göllingen etwa 10° nach Osten und bei 345 m etwa 20° nach Norden. Bei 355 m biegt ein Seitengraben scharf nach Osten ab. Dieser Seitengraben hat jedoch nur eine Länge von 3 m. Sein Ende ist durch einen Erdfall (im Volksmund “Teufelsloch”) verschüttet, der sich links neben dem Weg Göllingen-Bendeleben kurz vor der Hohle befindet. Bei 497,5 m findet sich die Jahreszahl 1804, die vermutlich mit dem Tunnelausbau aus Werkstein in Verbindung zu bringen ist.
In ihrem Verlauf von Göllingen nach Bad Frankenhausen (ca. 12 km) beträgt das Gefälle der Kleinen Wipper 30 m (entspricht 2,5 mm / m).

Mönchstunnel, Bendelebener Seite
"Mönchstunnel"
Bendelebener Seite
Die Kleine Wipper erreicht den Quellgrund
Die Kleine Wipper erreicht den
Quellgrund

 
Die Kleine Wipper wurde vermutlich auf Betreiben der Stadt Frankenhausen erbaut, da die Stadt bis dahin keine natürliche Bewässerung besaß. Das Wasser wurde zur Bewässerung der Stadtgräben und vor allem für die Saline benötigt, wo sie im Quellgrund als Aufschlagwasser für die Paternosterwerke zur Soleförderung diente. In ihrem Verlauf trieb sie außerdem mehrere Öl- und Getreidemühlen an.

Der Solgraben, durch den das mit Sole vermischte Wasser aus dem Quellgrund abfließt, wurde vermutlich erst im 15. Jh. ausgebaut. Bis dahin verlief sich das Wasser unterhalb von Frankenhausen im Ried.

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