Kyffhäuserdenkmal

 

Die Idee zum Bau eines Kaiser-Wilhelm-Denkmals entstand in der Verehrung ehemaliger Krieger und Soldaten für ihren am 9. März 1888 - 13 Tage vor seinem 91. Geburtstag - an den Folgen einer Krankheit verstorbenen Kaiser Wilhelm I., dem ersten Kaiser des am 18.01.1871 entstandenen  2. deutschen Kaiserreiches. Schon bald nach Gründung des Kaiserreiches wurde durch Legendenbildung eine Verbindung von  Friedrich I. Barbarossa - mit der für den Kyffhäuserberg lokalisierten Barbarossasage - zum neuen Kaiser Wilhelm I. geschaffen, der durch diese Beziehung auch als Barbablanca (Weißbart) bezeichnet wurde.

Bereits unmittelbar nach dem Ableben Wilhelm I. unterbreiteten vor allem die deutschen Kriegervereinigungen Vorschläge zur Errichtung monumentaler Erinnerungsstätten an den Kaiser. Am 20.03.1888 hatte der Reichstag einen Beschluss zur Errichtung eines Denkmals für den verstorbenen Kaiser gefasst. Der Schriftführer des deutschen Kriegerbundes, Geheimrat Dr. Alfred Westphal, schlug den Kyffhäuser als Standort vor, da Kaiser Wilhelm I. die Sage erfüllt und Kaiser Rotbart erlöst habe. Weitere in Betracht gezogene Standorte waren u. a. Goslar und Metz. Die Bauräte Heyden und Kyllmann empfahlen in ihrem Gutachten von Dezember 1888 den Standort Kyffhäuser. Nach der Zustimmung im Sinne des Gutachtens begannen die Vorhaben zum Bau des Denkmals.
 


360°- Panorama vom Kyffhäuserdenkmal  (anklicken für größere Darstellung (600kB))
360°-Panorama vom Kyffhäuserdenkmal; (vergrößerte Darstellung (ca. 600 kB; 4100 x 640))


Für die architektonische Gestaltung des Denkmals wurde ein Preisausschreiben für ausschließlich deutsche Künstler veranstaltet. Es bestanden nur wenige Forderungen, um die Kreativität der Wettbewerbsteilnehmer nicht einzuschränken. So z. B. sollte das Denkmal der weit sichtbaren Lage des Standortes entsprechen, der alte Oberburgturm (Barbarossaturm) sollte erhalten bleiben und für die künstlerische Gestaltung sollte eine militärischer Auffassung entsprechende Form gewählt werden. Ende der Ausschreibungsfrist war der 01.06.1890. Von den vorgelegten 24 Entwürfen setzte sich der Entwurf des 32-jährigen Architekten Prof. Bruno Schmitz (u. a. Völkerschlachtdenkmal Leipzig, Kaiser-Wilhelm-Denkmal Porta Westfalica und Koblenz, Soldiers and Sailors Monument Indianapolis) durch, der ein Turmmonument mit der Figur Barbarossas im Sockel und darüber ein Reiterstandbild Wilhelm I. vorsah.
 

Kyffhäuserdenkmal Schauseite
Kyffhäuserdenkmal Schauseite
Barbarossafigur
Barbarossafigur


Für den Bauablauf wurde die künstlerische und bautechnische Gesamtleitung Prof. Bruno Schmitz übertragen. Im August 1890 begann die Frankenhäuser Firma Reichenbach mit den Vorbereitungen zum Denkmalbau. Der größte Teil der Oberburgruinen wurde ohne vorherige wissenschaftliche Aufnahme eingerissen, ein Steinbruch angelegt und am Berghang erfolgten Rodungen. In der folgenden Zeit stieg die Zahl der Beschäftigten, aber auch die Probleme am Bau nahmen zu. Das Hauptproblem war außer dem Termindruck die Finanzierung: die ursprüngliche Kalkulation von 400.000 Mark erhöhte sich auf über 1.450.000 Mark, die durch Spenden aufzubringen waren.

Die für 1890 vorgesehene Grundsteinlegung wurde wegen widriger Witterungseinflüsse im Winter erst am 10. Mai 1892 durchgeführt. Zu diesem Zeitpunkt waren die Terrassenbauten bereits fast fertig gestellt.

Zum Einweihungstermin, dem “Kaisertag” am 18.06.1896 (Jahrestag des siegreichen Einzugs Kaiser Wilhelms I. in Berlin nach dem Krieg gegen Frankreich (1871)) war eine Reihe von Bauarbeiten noch nicht abgeschlossen. Diese wurden erst über ein Jahr später im Herbst 1897 beendet.

Der Denkmalturm selbst - architektonisches Zentrum der Anlage - wurde 1895 fertig gestellt. Schlussstein und Kreuz auf der stilisierten Kaiserkrone am Turmabschluss wurden am 13.08.1895 gesetzt. Mit dem dreifach gegliederten Denkmalturm erreicht die Anlage eine Länge von 131 m, 96 m Breite und 81 m Höhe. Der Turm besitzt einen quadratischen Grundriss mit 20 m Seitenlänge (ohne Sockel) und erhebt sich 57 m über der Mittelterrasse, wobei er sich nach oben hin verjüngt.

Die Barbarossafigur aus Sandstein beherrscht den etwa 600 m² großen zerklüfteten Barbarossahof. Die Skulptur wurde in etwa dreifacher Lebensgröße (ca. 6,5 m hoch) erstellt und orientiert sich in ihrer Gestaltung an der Sagenüberlieferung um den alten  Rotbart. Die Arbeiten an der Barbarossafigur übernahm der Bildhauer Prof. Nicolaus Geiger mit weiteren Mitarbeitern. Geiger beendete die Arbeiten an der Figur im Frühsommer 1896.

Das Reiterstandbild Wilhelm I. mit zwei Nebenfiguren befindet sich oberhalb der Barbarossafigur auf der Schauseite des Denkmals. Es wurde von Prof. Emil Hundrieser in Zusammenarbeit mit der Kupfertreiberwerkstatt Seitz aus München (Reiterstandbild), der Kunstwerkstatt Rinckleben aus Braunschweig (germanischer Krieger mit Flügelhelm als Symbol der Wehrkraft und des Krieges) und der Kunstwerkstatt Kiene aus München (weibliche Figur mit Schreibgerät als Symbol der Geschichte bzw. Geschichtsschreibung) geschaffen und bis kurz vor der Einweihungsfeier montiert. Die Figuren wurden aus 2 - 3 mm starkem Mansfelder Kupfer getrieben. Insgesamt wurden für die Figurengruppe 8.850 kg Kupfer und 8.250 kg Eisen für die innere Stützkonstruktion verarbeitet. Das Standbild erreicht eine Höhe von 9,7 m. Von der ehemaligen Sockelinschrift “Wilhelm I., Dem Begründer des Reiches, Die deutschen Krieger” wurden 1945 die beiden unteren Zeilen entfernt.

Bei den prunkvollen Einweihungsfeiern am 18.06.1896 mit über 30.000 Teilnehmern nahmen auch Kaiser Wilhelm II. sowie zahlreiche namhafte Persönlichkeiten aus Politik und Adel teil.

Bereits kurz nach der Fertigstellung der Anlage reiften Pläne, südlich unterhalb des Denkmals eine Feststätte für bis zu 400.000 Besucher zu errichten. Ein positives meteorologisches Gutachten für die Region und Ausführungsskizzen von Bruno Schmitz zeugen von der Ernsthaftigkeit dieser Pläne. Die Realisierung scheiterte jedoch am Widerspruch des für die Gegend zuständigen Landesfürsten von Schwarzburg-Rudolstadt, der aus Natur- und Jagdschutzgründen Einwände erhob.

Während der Zeit der Weimarer Republik wurden Teile der Innenräume des Turms umgestaltet, Reste der alten Burganlage ausgegraben und zur Aufbewahrung der Fundstücke ein kleines Burgmuseum erbaut. Am 6. Mai 1939 wurde am Kyffhäuser das Hindenburgdenkmal von Hermann Hosaeus eingeweiht. Die überlebensgroße Figur war aus bayrischem Porphyr gearbeitet. Die Statue wurde 1945 entfernt, in der Nähe vergraben und im Sommer 2004 wieder ausgegraben.
 

Nach Beendigung des 2. Weltkrieges sollte die Anlage als “Mahnmal reaktionärer Gesinnung” zerstört werden, was jedoch durch A. J. Wyschinski von der sowjetischen Militäradministration verhindert wurde.
1950 war nochmals die Demontage der Anlage geplant. Es gab Überlegungen, die Krone abzutragen, das Reiterstandbild zu demontieren und die Anlage mit einer ständigen Beflaggung mit der DDR-Fahne umzugestalten. Andere Pläne sahen vor, das Denkmal abzureißen und durch ein monumentales Standbild eines Schmiedes oder eines Paares zu ersetzen. Mit Schreiben vom 22.01.1951 an den Thüringer Ministerpräsidenten Eggerath wies Otto Grotewohl an: “Eine Verschrottung des Kyffhäuser-Denkmals kommt zur Zeit nicht in Betracht.” Damit war die Anlage vor der Zerstörung gerettet.

Die Asche von Prof. Bruno Schmitz  fand 1916 und die von Prof. Alfred Westphal 1924 ihre letzte Ruhestätte in der Kuppelhalle des Denkmals.

Der neben dem Denkmalturm befindliche Brunnen ist ein freigelegter Überrest der ehemaligen Reichsburg Kyffhausen.

Das Kyffhäuser-Denkmal ist als Wegmarke deutscher Nationalgeschichte Teil der “Straße der Monumente”, zu der seit April 2008 auch das Völkerschlachtdenkmal (Leipzig), die Siegessäule (Berlin), das Hermannsdenkmal (Detmold), das Kaiser-Wilhelm-Denkmal (Porta Westfalica) und das Marine-Ehrenmal Laboe (bei Kiel) gehören.
 

Reiterstandbild
Reiterstandbild

Öffnungszeiten und Eintrittspreise auf www.kyffhaeuser-denkmal.de  (externer Link).

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