weitere Sagen

 

Die bekannteste Sage der Kyffhäuserregion ist ohne Zweifel die Barbarossasage (auch Kyffhäusersage oder Kaisersage). Weitere Sagen, die vom Staufer im Zusammenhang mit dem Kyffhäuser und seinen Burgen handeln, sind zahlreich, aber weit weniger bekannt (z. B. : Sage von “Barbarossas Einzug auf Burg Kyffhusen”, “Der gebannte Kaiser” oder “Haare aus des Kaisers Bart”, ...).
Außerdem sind eine Reihe regionaler Volkssagen, wie z. B. die Sage von der Äbtissinnengrube, der Prinzenhöhle, der Falkenburg oder der Lothshöhle überliefert, die aber kaum eine überregionale Verbreitung erfahren haben und meist von den Träumen, Ängsten und Erkenntnissen unserer Vorfahren handeln.

Nachfolgend eine kleine Auswahl von Volkssagen aus der Kyffhäuserregion /2/.
 

Vom Püsterich auf der Rothenburg

H. F. von Tütcherode - einer der letzten Burgmänner auf der Rothenburg - ließ 1560 die Kapelle auf der Burg von Schutt und Steinen räumen. Dabei wurde eine seltsame Bronzeplastik in der Gestalt eines dicken Knaben gefunden. Die Figur ist 57 cm hoch und 37 kg schwer. Der Knabe ist kniend dargestellt. Die linke Hand stützt sich auf den linken Oberschenkel, während die rechte Hand auf dem Kopf liegt. Auf dem Haupt und am Mund befinden sich kleine Öffnungen.

Innenhof der RothenburgBald erzählte man sich, dass es sich dabei um ein Götzenbild aus der Heidenzeit handele, weil es die Eigenschaft hatte, wenn entzündlicher Stoff in die Plastik gefüllt, beide Öffnungen verkeilt und die Figur auf glühende Kohlen gestellt wurde, dass es mit Geräusch die Pfropfen von sich stieß und Rauch und Feuer ausspie. Deshalb wurde die Plastik Püster oder Püsterich genannt. Der Sage nach sollen Heidenpriester, die ehemals auf dem Berg, auf dem später die Rothenburg erbaut wurde, einen Tempel gehabt  und mit dem Püsterich das Volk erschreckt und bedroht haben.

Nach dem Fund wurde noch einige Male versucht, den Püsterich Feuer speien zu lassen, was aber niemals gut abgelaufen ist. In Anwesenheit des damaligen Grafen Anton Heinrich ließ ein Hauptmann und Schösser den Püsterich mit Wasser füllen und in der Hofküche vom Sondershäuser Schloss über glühende Kohlen setzen. Der Püsterich pustete auch, aber es entstand dabei ein solches Feuer, dass das ganze Schloss in Gefahr geriet.

Der Püsterich befindet sich heute im Schlossmuseum Sondershausen. Es fehlt ein Stück des linken Armes, das ihm ein hessischer Landgraf zur Materialanalyse abnehmen ließ. Vermutlich diente der Püsterich mit zwei weiteren Figuren als Träger eines romanischen Taufbeckens - wahrscheinlich in der nahe gelegenen Königspfalz Tilleda.

Das Bild zeigt den Innenhof der Rothenburg. In der Bildmitte (zwischen Palas und Bismarckturm) befindet sich der Eingang zur Kapelle.

Gegenkönig Günther

Über das Schwarzburger Land herrschte einst ein Graf Günther (Günther XXI. von Schwarzburg, 1304 bis 14.06.1349 / Frankfurt am Main). Er war König Ludwigs rechte Hand und wollte nicht dulden, dass sich der römische Bischofsstab über die deutsche Krone legte. Er zerstörte Raubritternester, befreite seine Untertanen von üblen Abgaben und dem Zoll über die Unstrut, in dem er gebot, Salz nicht in Halle, sondern in seiner Hauptstadt Frankenhausen zu verladen.
Nach dem Tod seines Herrschers Ludwig (Ludwig IV; 1281 / 82 - 11.10.1347) erhoben ihn die Kurfürsten am 30.01.1349 zum Gegenkönig gegen Karl IV (14.05.1316 / Prag - 29.11.1378 / ebenda). Daraufhin nahm der Graf als König des Reiches den Doppeladler stolz in sein Schild.
Kaum hatte er ein halbes Jahr geherrscht, überkam ihn schweres Siechtum. Schließlich verzichtete er  auf Thron und Krone. Kurz darauf verstarb er.
Im Hochchor des Frankfurter Domes ruht sein Leib. Ebenso ist dort sein Standbild zu finden.
Sein Doppeladlerwappen erhielt sich an dicken Grenzsteinen zwischen Schönfeld und Ringleben und zwischen Kelbra und der Rothenburg.

 

Der “Rote See”

Der Schwarzburger Graf Günther hatte einmal dem Sohn des Stolberger Grafen eine Tochter zum Eheweib versprochen. Der Tochter gefiel der Handel wegen des Aussehens ihres Vorbestimmten nicht. Sie fügte sich aber lieber in dieses Abkommen, als den Schleier zu nehmen.
Als sie mit ihrem Reisewagen samt ihrer Mitgift und in Begleitung einer alten Kammerzofe über Frankenhausen in die Berge kamen, dunkelte es bereits. Der Fuhrknecht sagte, er wisse den Weg nicht recht und wollte sich deshalb in Frankenhausen bis zum nächsten Morgen eine Herberge nehmen. Die Alte im Wagen stimmte ihm zu. Die Jungfer dagegen hielt dem Knecht seine Angst und Bange vor und hieß ihm streng, die Pferde anzutreiben.
Weiter oben auf dem Berg kamen die Tiere vom Weg ab und blieben stehen. Dem Fuhrknecht war die Gegend unheimlich. Er redete mit den Tieren und wollte sie führen. Kurz darauf sah er ein kleines Licht winken. Er dachte, es wäre ein Kumpan und hielt mit seinem Gefährt darauf zu. Nach einer Weile bemerkte der Knecht, dass das Licht verschwunden und um ihn herum finstere Nacht war. Mit einem Mal begann der Boden unter ihm zu weichen. Kurz darauf hatte die Erde Gefährt, Rösser und Fuhrmann verschlungen.

Der “Rote See” befindet sich nördlich vom Fernsehturm Kulpenberg. Dort soll einst ein großes schwarzes Moor gewesen sein.

 

Die Eisfrau von Ichstedt

Südlich vom Ichstedter Schloss befindet sich eine Kalkschlotte, die sich vom Schlossgarten aus in den Berg zieht und in dem großen Eisloch endet. Dort haust die Eisfrau. Nur Sonntagskinder können sie erblicken. Ihr Antlitz ist bleich, das Haar silberfarben und das lange Gewand schlohweiß. In tiefem Schweigen wandelt sie umher und nur das Klirren des Schlüsselbundes an ihrem Gürtel verkündet ihr Nahen. Um Mitternacht zeigt sie sich in der Nähe des Eisloches auf dem Weg zum Schloss, dass sie aber nicht betritt. Ein silbergrauer Hase leistet der Eisfrau Gesellschaft. Oft hat man ihn verfolgt, aber er entkam immer ins Eisloch, wo ihn seine Herrin beschützte.
Die Eisfrau hat aber auch am Tage die Gewalt, anzuziehen oder abzuwehren. Keine hundert Jahre sind vergangen, da wollte ein Knecht am Eisloch vorübergehen. Unweigerlich zog es ihn aber zu dem Loch. Erschrocken dachte er an die Eisfrau und mühte sich, zu entkommen. Doch eine unsichtbare Hand schob ihn vorwärts, bis er ins Eisloch stürzte. Er brach einen Arm, konnte aber durch Feldarbeiter, die ihn stürzen sahen, gerettet werden.

Nur selten straft die Eisfrau. Vielmehr ist sie die Beschützerin des Dorfes.
Nordöstlich vom Eisloch befindet sich das Gründlingsloch - ein mit Wasser gefüllter Erdfall. Die Ichstedter meinen, dass dieses an die 200 Fuß (ca. 60 m) tiefe Loch der Brunnen sei, den die Eisfrau für sich selbst gegraben hat. Bei starken Niederschlägen nimmt es gewaltige Mengen Wasser auf und führt es schnell unterirdisch fort. Damit wird das Dorf vor Überschwemmungen geschützt.

 

Die Entdeckung der Frankenhäuser Salzquellen

/7, Heft 16/

Nach einer alten Sage verdanken die Frankenhäuser Salzquellen einem Schwein und einem Hund ihre Entdeckung.

Wappen der Frankenhäuser PfännerschaftDanach habe ein Schweinehirte eine Herde vor der Stadt etwa an dem Ort gehütet, wo sich heute die Quellen befinden. Ein Schwein, das sich von der Herde entfernt und in den dortigen Sümpfen gewälzt hatte, wurde vom Hirtenhund, der ebenfalls durch das Wasser gesprungen war, wieder zur Herde zurück gebracht. Der Sage nach soll es an diesem Tag sehr heiß gewesen sein. Nach einer Weile wurden das Schwein und der Hund plötzlich weiß. Nach Untersuchung der Tiere wurde festgestellt, dass die weiße Färbung durch Salz hervorgerufen wurde, dass im Fell der Tiere hing.

Da der Hund das Schwein fand und wieder zu seiner Herde trieb, wurde er ins Wappen der Frankenhäuser Pfänner aufgenommen. Der Sage nach verdankt die Stadt ihren Reichtum seiner Entdeckung.
Heute ist der Salzhund “Mutz” Maskottchen der Stadt Bad Frankenhausen.

Das Bild zeigt das über der Schüttschachtquelle im Quellgrund befindliche Wappen der Frankenhäuser Pfännerschaft. Es zeigt einen Hund und zwei gekreuzten Pfannhaken in einer für die Frankenhäuser Pfännerschaft typischen Form.

Das Frauengrab am Gietenkopf

Im Bereich Gietenkopf  (Luftlinie ca. 700 m südöstl. vom Kyffhäuserdenkmal) findet man eine mit “Frauengrab” gekennzeichnete Wegkreuzung.
Der Frankenhäuser Volksmund erzählt sich dazu folgende Geschichte:
„Ein Adliger schwängerte einst eine Bürgerliche, die dann mit unehelichem Kind oder gar bei dessen Geburt verstarb und aufgrund dieser Umstände nicht auf einem christlichen Friedhof begraben werden durfte. Deshalb bestattete man sie dort im Kyffhäusergebirge, wo die Bezeichnung ‚Frauengrab‘ noch heute an sie erinnert.“

Zu DDR-Zeiten wurde der Forstbezirk “Frauengrab” unter der Forstrevier-Nr. 189 mit 26,14 Hektar aufgeführt (Gen. Reg. Der DDR, MDI am 12.12.1951, VIII-K2.D.V.1/51-Nr.268). Die Unterlage wurde im Ministerium des Innern der DDR als vertrauliche Verschlusssache geführt.

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