Rothenburg

 

Hinweis: Die Rothenburg befindet sich in Privatbesitz.
Das Gelände kann seit August 2010 nicht mehr betreten werden!


Die Rothenburg / Kyffhäuser - eine alte Grafenburg - (394 m über NN) befindet sich westlich der Burg Kyffhausen auf einem nördlichen, nach drei Seiten steil abfallenden Bergausläufer des Kyffhäusergebirges. Ihren Namen verdankt sie dem für ihren Bau verwendeten roten Sandstein. Unbekannt ist bis heute, wann, von wem und in wessen Auftrag die Burg errichtet wurde. Eine erste Erwähnung eines Christian von Rothenburgk ist aus dem Jahre 1103 im Zusammenhang mit dem Mord an einem Beichlinger Grafen überliefert. Im Laufe ihrer Geschichte erlebte die Rothenburg eine wechselvolle Geschichte, die hier nur in groben Zügen wiedergegeben werden kann:
Nach dem Tod des ersten Rothenburgers (etwa 1150) vererbte dieser die Burg nebst der Herrschaft Brücken, der Dörfer Bendeleben, Ichstedt und der halben Stadt Frankenhausen an seine Söhne Gottschalk, Friedrich und Christian II.. Gottschalk kam vermutlich bei einem Kriegszug 1179 gegen Halberstadt ums Leben. Christian II. übernimmt die Rothenburg, während Friedrich eine Burg auf der Hainleite errichtet. Ohne männliche Erben zu hinterlassen, verstarb Christian II. um 1208. Durch Heirat mit einer Erbin gingen Burg und Besitzungen an das Haus der Grafen von Beichlingen über. Ab 1209 nennt sich ein Spross der Beichlinger Linie  “Graf Friedrich von Rothenburg”, der im Rahmen einer Strafexpedition König Ottos IV. durch Thüringen im Sommer 1212 einen der ersten Einsätze einer “Blide” (Wurfmaschine) erleben musste (*1). Die moralische Wirkung dieser neuen Waffe, mit der bis zu sechs Zentner schwere Steine geworfen werden konnten, war verheerend auf die Besatzung der Rothenburg, so das sich Burgherr und Gefolge bereits nach kurzer Belagerung ergaben.
 

Innenhof mit Palas
Innenhof mit Palas
ehemaliger Haupteingang
ehemaliger Haupteingang


Um 1381 war das Haus Beichlingen-Rothenburg ausgestorben, nachdem zuvor der gesamte Besitz veräußert wurde. Die Burg ging an die wettinischen Landgrafen über, die sie den Grafen von Schwarzburg-Rudolstadt als Pfand überließen. Im Jahre 1434 versichert ein Friedrich von Tütcherode den Schwarzburger Grafen in einem Lehensbrief, die Burg stets in gutem Zustand zu halten, 200 Gulden zu verbauen und die Burg mit Wächtern und Burgleuten zu besetzen. Nachdem 1576 der letzte aus diesem Geschlecht verstorben war, kam die Burg wieder an die Grafen von Schwarzburg-Rudolstadt zurück. Im Jahre 1574 wird die Burg als “unbewohnbar” bezeichnet und verfällt. Vermutlich war sie schon vor dieser Zeit eine Teilruine.

Ab 1839 befand sich vor der Rothenburg eine kleine Gaststätte. Der erste Inhaber (C. F. W. Beyer aus Kelbra) baute in der Umgebung der Burgruine Lauben, Klausen und Pavillons auf und veröffentlichte 1845 als “Rothenburger Einsiedler” seine Gedichte.

1918 ging die Rothenburg an das Thüringer Land und 1935 in das Eigentum des NS-Reichskriegerbundes über.

In direkter Nachbarschaft der alten Rothenburgruine wurde ein neuer Gebäudekomplex errichtet, der im 2.Weltkrieg von der SS (Rasse- und Siedlungshauptamt-SS; incl. “Ahnentafelamt” der SS (November 1943 bis Kriegsende)) und zu DDR-Zeiten als NVA- / MfS-Erholungsheim genutzt wurde. Nach der Wende wurde dieser Bereich durch Vandalismus stark beschädigt und stört den Gesamteindruck der Rothenburg erheblich.

Rothenburg (alte Burganlage)Die Rothenburg (Grundriss) war vor 1212, wie durch Grabungen erwiesen wurde, eine kleinere Rundburg. Bekannt ist, dass der Palas der Rothenburg etwa 1250 von Friedrich III. von Beichlingen erbaut wurde. Zweigeschossig ragt er mit seiner Ostseite über die Ringmauer und ist durch Stützpfeiler verstärkt. Das Erdgeschoss trennt durch eine Längsmauer Zugangsbereich und Wirtschaftsräume. Über eine Zugbrücke gelangte man von Süden über den Hangweg durch dieses Erdgeschoss in den Burghof. Das Obergeschoss besaß eine lichte Weite von 20 x 9,5 m. Zwischen beiden Geschossen befand sich eine Holzbalkendecke. Ein Spitzbogenportal dient als Zugang zum Obergeschoss, das über eine Freitreppe vom Burghof her erreichbar war.

Der runde Bergfried (um 1100) mit 12 m Durchmesser und 2,7 m Mauerstärke hatte eine ursprüngliche Höhe von 22 m. Der Zugang befindet sich auf der Nordseite in 9 m Höhe und ist über eine gewundene Holztreppe erreichbar. Der Turm besteht aus einer inneren und einer äußeren Bruchsteinmauer, deren Innenraum mit losem Material ausgefüllt und mit Gipsmörtel vergossen wurde.

An das Grafenhaus schließt sich nördlich eine - wahrscheinlich - Doppelkapelle mit Kreuzgewölben im Erdgeschoss an. Im Fußboden der Kapelle fand H. F. von Tütcherode 1560 den sog. Püsterich, der als “Rothenburger Rätsel” vielen Wissenschaftlern Kopfzerbrechen bereitete. Der Püsterich ist eine Bronzeplastik in der Gestalt eines dicken Knaben. Er ist 57 cm hoch und wiegt 37 kg. Die Bronze besteht nach alten Aufzeichnungen aus 916 Teilen Kupfer, 75 Teilen Zinn und 9 Teilen Blei. Der Knabe ist kniend dargestellt. Die linke Hand stützt sich auf den linken Oberschenkel, die rechte Hand liegt auf dem Kopf. Vermutlich ist es eines von mehreren Standbildnissen eines Taufbeckens der Pfalz Tilleda.

An die Kapelle schlossen sich westlich ein Wohnhaus und vermutlich Wirtschaftsgebäude aus jüngerer Zeit an. Eine äußere Ringmauer bildete den Zwinger um die Burg. Vor der Ringmauer war die Burg durch einen Graben und einen Wall geschützt.
Der im Burghof erkennbare Brunnenkranz stammt aus dem Jahre 1938. Ursprünglich gab es auf der Rothenburg keinen Brunnen. Zur Wasserversorgung diente eine Zisterne auf dem Burggelände. Außerdem konnte Wasser mit Eseln aus dem südwestlich unterhalb der Burg gelegenen Tannenbergtal aus dem sog. “gesunden Born” geholt werden, der sich in der Nähe der ehemaligen Schwerspatgrube befand.

Die romanischen und gotischen Architekturmerkmale auf der Burg sind durch die Belagerung und die jüngeren Neubauten zu erklären. Der stilistisch störend wirkende Bismarckturm auf der nördlichen Seite wurde 1905 / 06 von Wilhelm Kreis (1873 - 1955) erbaut. Der Turm ist in seiner Architektur und Gestaltung der Befreiungshalle in Kehlheim (Niederbayern) nachempfunden.

Um 1260 lebte der Minnesänger Christian von Luppin auf der Rothenburg.

Bergfried
Bergfried
Bismarckturm
Bismarckturm
Rothenburg (alte und neue Ruine) vom Aussichtspunkt Brockenblick
Rothenburg (alte und neue Ruine) im Jahr 2007 vom Aussichtspunkt Brockenblick


(*1)  Anmerkung: Um ihre Abtrünnigkeit zu bestrafen, setzte Otto IV. bei seinem Feldzug im Sommer 1212 gegen seine neuen Gegner erstmals in Deutschland eine Blide ein, deren Wirkung er vorher in Italien kennengelernt hatte. Zuerst belagerte er die Landgrafenburg (Runneburg) in Weißensee bei Sömmerda, deren Mauern den Geschossen der Steinschleuder teilweise widerstanden und die nicht restlos zerstört und eingenommen werden konnte. Anschließend zogen die Männer weiter und belagerten und zerstörten die Dryburg bei Langensalza vollständig. Etwa 12 Tage später erreichten Ottos Männer die Rothenburg im Kyffhäusergebirge, bauten die Blide am Burgrand auf und beschossen die Anlage.  Da die Wohnburg nicht, wie bei bei anderen Anlagen inzwischen üblich,  befestigt war, verursachten nur wenige Treffer gewaltige Schäden an der Rothenburg und führten schnell zur Aufgabe und Gefangennahme der Besatzung der Rotheburg. Es ist möglich, dass einige Burgmänner über den Nordhang flüchten konnten. Gefangene wurden zu jener Zeit gewöhnlich getötet, um Kosten für Bewachung und Verpflegung zu sparen./41/.

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