Bergbau (historisch)

 

Der Kyffhäuser stellt aufgrund seiner erdgeschichtlichen Entwicklung, die eine Abfolge von Gesteinen aus sehr unterschiedlichen Zeitepochen zu Tage treten lässt, eine geologische Besonderheit dar. Entsprechend vielfältig und zahlreich sind über Jahrhunderte und noch bis in die Gegenwart hinein die Bemühungen gewesen, Rohstoffe bergmännisch zu gewinnen und vor Ort aufzubereiten. Allgemein bekannt ist, dass der Kalibergbau über mehr als ein Jahrhundert die Wirtschaftsstruktur der gesamten Region südlich des Harzes geprägt hat, und dass nicht zuletzt die Städte Bad Frankenhausen und Arten ihre einstige Blüte der Salinenindustrie verdanken. In Vergessenheit gerieten jedoch viele kleine Grubenbaue, die über einen zeitlich weiter zurückreichenden Zeitraum angelegt worden sind und eher eine örtliche Bedeutung besaßen.

So baute man am Nordrand des Gebirges nahe Kelbra am “Krummen Weg” unterhalb der Rothenburg noch bis 1965 Schwerspat ab (Kyffhäuserkristallin, Kyffhäuser-Gruppe, Kyffhäuser-Amphibolit, Biotit-Plagioklasgneis mit Erzgängen (Baryt, Kalzit, Hämatit, Kupferkies u. a.)) . Gefördert wurden zwischen 1960 und 1965 rund 6.000 t jährlich. Die Grube hatte eine Belegschaft bis zu 50 Mann. Verwendung fand der aus einer Ganglagerstätte gewonnene Baryt (Schwerspat, BaSO4) hauptsächlich in der Farbenindustrie.

Über einige Jahrzehnte erlangten im 19. Jahrhundert auch östlich bzw. südlich des Kyffhäusers gelegene Braunkohleflöze eine Bedeutung. Die Braunkohle der lokalen Tertiärbecken wurde bei Steinthaleben (Grubenfeld Allgemeine Wohlfahrt), Frankenhausen (Grubenfelder Ernst Freude, Concordia I und II, Rottleben I und II, Frisch gewagt und Franz I), Esperstedt (Grubenfelder II bis V, Ludwigszeche mit Aurora-Schacht), Borxleben und Ichstedt im Tiefbau unter schwierigen Lagerstättenbedingungen und bei meist sehr begrenzten Vorräten abgebaut. Verwendet wurde die Kohle als Brennstoff, vor allem in den Salinen, und so konnte zeitweilig der seit jeher gravierende Mangel an örtlich verfügbarem Brennholz überbrückt werden. Die Situation entspannte sich erst, als die Region an das Eisenbahnnetz angeschlossen war und Braunkohle aus den mitteldeutschen Revieren angeliefert werden konnte.
 

Schwerspatgrube am Krummen Weg, Fundamentreste
Schwerspatgrube am “Krummen Weg”
Fundamentreste
Alabasterauge in der Barbarossahöhle
Alabasterauge
(in der Barbarossahöhle)


In kleinen Mengen wurde zwischen Badra und Steinthaleben sowie in der Umgebung von Bad Frankenhausen eine besonders hochwertige Art des Gipssteins gewonnen, die unter der Bezeichnung “Alabaster” für bildhauerische bzw. kunsthandwerkliche Zwecke sowie zu qualitätvollen Innenausstattungen verwendet wurde. Der Altar der Jechaer Kirche, die Grabsteine in der Sakristei der Bendelebener Kirche und das Steinzimmer im Schloss Sondershausen bieten dazu Beispiele. Das Material lässt sich außerordentlich gut schneiden, schleifen und polieren, und weist - im Gegensatz zu Marmor - einen opaken, seidenmatten Glanz auf. Verwendung fanden aber nicht nur die reinweißen, sondern auch graue, fast schwarze und braunrote Varietäten des Alabasters. Der Stein musste sehr schonend, also ohne Sprengungen untertage gebrochen werden, und die Förderung wurde mit größeren zeitlichen Unterbrechungen jeweils bei Bedarf immer wieder aufgenommen. Gefertigt wurden vor Ort zuletzt vor allem kleine Gebrauchsgegenstände, z. B. Schreibtischgarnituren, Leuchter und Uhrengehäuse. Die Gewinnung und Verarbeitung des Alabasters wurde erst in den 50er Jahren eingestellt, als sich die Verwendung von Kunststoffen allmählich durchsetzte.

Von größerer Bedeutung war die Gewinnung von Kupfererzen, die im 16. Jahrhundert aktenkundig wird, aber sehr viel früher begann. Das Metall tritt in einem Flöz auf, das selten mächtiger als 30 cm wird und etwa entlang einer gedachten Linie Badra - Rathsfeld - Udersleben zu Tage tritt. Nahe des Ausgehenden wurden 10 bis 15 m tiefe Schächte abgeteuft, um die herum der Kupferschiefer abgebaut wurde. Erkennbar ist die Lage dieser Gruben noch heute im Gelände. Etwa 1.000 zumeist ringförmige, ein bis zwei Meter hohe Halden, zeugen von diesem sogenannten Duckelbergbau. Die Halden liegen dicht beieinander und lassen sich in den heute bewaldeten Gebieten noch gut erkennen. Im 19. Jahrhundert waren die Vorräte nahe der Erdoberfläche erschöpft und der Bergbau drang in größere Tiefen vor. Von den sechs Zechen dieser jüngeren Betriebsperiode war “Gut Glück” zwischen Badra und Steinthaleben bis 1901 in Betrieb. Eine andere Grube ist noch heute zugänglich, nämlich die Barbarossahöhle. Der Falkenburger Stollen, der heute noch dem Betrieb der Barbarossahöhle zu Revisionszwecken dient, wurde 1860 begonnen und erhielt bis 1873 einen massiven Ausbau anstelle der ursprünglichen Türstockzimmerung. Die mit dem Betriebsstollen nördlich der Barbarossahöhle aufgeschlossenen Flöze hatten eine durchschnittliche Mächtigkeit von 9,2 cm (!) bei einem Erzgehalt von rund 5,9 kg / t. Das entspricht etwa einem Kupfergehalt von 1,4 kg pro Quadratmeter Flözfläche und ist als bauwürdig einzustufen. 

Der Vollständigkeit halber sei noch daran erinnert, dass im Kyffhäuser noch bis etwa 1920 zahlreiche Steinbrüche in Betrieb waren (Verzeichnis Steinbrüche siehe Seite Satellitenkarte), die der Gewinnung von Baustoffen bzw. Werksteinen dienten. Der charakteristisch rote Sandstein, aus dem schon die alte Burg und dann später auch das Denkmal auf dem Kyffhäuser errichtet worden sind, prägte das Ortsbild aller umliegenden Städte und Dörfer in einem ganz besonderem Maß. Die Stadt Kelbra mit ihren roten Mauern bietet dafür ein eindrucksvolles Beispiel. Natürlich fand auch der am Südrand des Gebirges häufig vorkommende Gips sowohl gebrannt als Mörtel, als auch in Form von Quadern für den Mauerwerksbau eine Verwendung. Das ist heute noch z. B. am Hausmannsturm oder an der Stadtmauer von Bad Frankenhausen deutlich zu sehen.
 

Im Betriebsstollen der Barbarossahöhle
Im Betriebsstollen der Barbarossahöhle, Kupferschieferflöz
Die Bilder zeigen den (nicht öffentlichen) Betriebsstollen in der Barbarossahöhle,
in dem Kupferschiefer abgebaut wurde.


Text: Michael K. Brust, mit Ergänzungen von H. Stolze

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